Inventurarten

Was sind Inventurarten?

Inventurarten sind verschiedene zulässige Möglichkeiten und Methoden, eine Inventur im Unternehmen durchzuführen, um so eine Bestandsaufnahme von Waren, Gütern und anderen Vermögensgegenständen sowie aller Schulden zu erstellen.

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    Lesedauer: 5:23 min

    Wie wird eine Inventur durchgeführt?

    Um bewegliche und unbewegliche Güter, Artikel und Waren (z. B. Lagerbestände) im Rahmen der Inventur mengenmäßig genau zu erfassen, muss eine körperliche Inventur durchgeführt werden. Bei diesem Verfahren werden die Bestände durch Wiegen, Messen oder Zählen quantifiziert und in einer Inventurliste erfasst. Bei der buchmäßigen Inventur erfolgt die Erfassung anhand von Aufzeichnungen und Buchwerten zum jeweiligen Stichtag. Eine buchmäßige Inventur wird z. B. für Bankeinlagen, Forderungen und Verbindlichkeiten durchgeführt.

    Welche Inventurarten gibt es?

    Stichtagsinventur

    Bei der Stichtagsinventur wird die Inventur an einem bestimmten Stichtag durchgeführt. In der Regel ist das der Bilanzstichtag, also der 31. Dezember. An diesem Stichtag müssen alle Bestände im Unternehmen mengen- und wertmäßig erfasst werden, indem sie körperlich gezählt, gewogen, gemessen oder ggf. auch geschätzt werden.

    Zeitnahe Stichtagsinventur

    Die zeitnahe Stichtagsinventur ist eine Sonderform der Stichtagsinventur, bei der das zuständige Finanzamt dem Unternehmen einen zeitlichen Spielraum von 10 Tagen (um den Inventurstichtag) gewährt. Hierdurch können Unternehmen die Inventur flexibler durchführen, allerdings müssen sie jede Veränderung im Bestand (Zu- und Abgänge) exakt dokumentieren. Die wertmäßige Fortschreibung oder Rückrechnung muss eindeutig durch Belege und andere Aufzeichnungen sichergestellt werden, um das Inventar und seinen Wert genau bestimmen zu können.

    Permanente Inventur

    Unternehmen, die ihre Bestände im Lager mit einem elektronischen Warenwirtschafts- oder Lagerverwaltungssystem verwalten, können eine permanente Inventur durchführen. Hierzu müssen alle Zu- und Abgänge im laufenden Geschäftsjahr vollständig im System erfasst werden. Zusätzlich müssen alle Bestände einmal pro Jahr physisch erfasst werden, um Abweichungen zwischen Soll- und Istbestand zu ermitteln. So kann die eigentliche Inventur auf mehrere Monate ausgedehnt werden, um die Auswirkungen auf den operativen Betriebsablauf möglichst gering zu halten.

    Stichprobeninventur

    Große Unternehmen mit einem sehr großen und umfangreichen Warenbestand können beim Finanzamt beantragen, eine Stichprobeninventur durchzuführen. Diese ist dann sinnvoll, wenn nur wenige hochwertige Güter (A-Güter) einen Großteil des Buchwertes in der Bilanz ausmachen und die exakte körperliche Erfassung der restlichen Güter einen wirtschaftlich nicht zu vertretenden Aufwand darstellt. Die A-Güter werden im Rahmen einer körperlichen Inventur genau erfasst, alle anderen Güter nur anhand von Stichproben.

    Verlegte Inventur

    Unternehmen, die keine der genannten Inventurarten durchführen können, etwa aufgrund von saisonal hohen Warenbeständen um den Jahreswechsel, dürfen die Inventur in Absprache mit dem Finanzamt auf ein anderes Datum verlegen. Möglich ist, die Inventur um bis zu drei Monate vor den Bilanzstichtag (also z. B. auf den 30. November) oder um bis zu zwei Monate nach den Bilanzstichtag zu verlegen. Dabei muss in jedem Fall sichergestellt sein, dass eine korrekte wert- und mengenmäßige Fortschreibung oder Rückrechnung zum Bilanzstichtag erfolgt.

    Welche Inventurverfahren gibt es?

    Bei der Inventur können – abhängig von der Art der zu inventarisierenden Gegenstände – drei unterschiedliche Verfahren unterschieden werden. Im Überblick stellen sich diese Inventurverfahren folgendermaßen dar:
    • Körperliche Inventur
    • Buchinventur
    • Anlageninventur

    Körperliche Inventur

    Das sicherlich bekannteste Inventurverfahren ist die körperliche Inventur. Hierbei erfolgt eine körperliche Bestandsaufnahme von Vermögensgegenständen durch Zählen, Wiegen oder Messen. Ist eine exakte Aufnahme der Bestände durch diese drei Methoden nicht möglich oder aus wirtschaftlichen Gründen unzumutbar, so erlaubt der Gesetzgeber auch eine Schätzung mit anschließender Bewertung. Ein Beispiel für diesen Fall wäre ein Vorrat an Sand, der sich in Form eines großen Haufens auf dem Betriebsgelände befindet.

    Buchinventur

    Die Buchinventur dient dazu, die immateriellen Vermögensgegenstände und Schulden eines Unternehmens aufzunehmen. Klassische Beispiele sind Bankguthaben, Bargeldbestände und Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten. Die notwendigen Daten für dieses Inventurverfahren liefert die Finanzbuchhaltung – unter anderem in Gestalt von Rechnungen, Quittungen, Saldenlisten und Kontoauszügen.

    Anlageninventur

    Dieses Inventurverfahren gehört zur Anlagenbuchhaltung. Es dient als Ersatz für die körperliche Bestandsaufnahme von beweglichen Anlagegütern wie Fahrzeugen, Maschinen und Büromöbeln. Im Rahmen der Anlageninventur erstellen Unternehmen ein Anlagenverzeichnis. Jeder Gegenstand des Anlagevermögens wird innerhalb dieses Verzeichnisses als sogenannte Anlagenkarte geführt. Die Karte enthält folgende Angaben:
    • Genaue Bezeichnung des Gegenstands
    • Datum der Anschaffung oder Herstellung
    • Höhe der Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten
    • Höhe der jährlichen Abschreibung
    • Nutzungsdauer
    • Bilanzwert zum Bilanzstichtag
    • Tag des Abgangs
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      Autor dieses Artikels ist , CEO, Gründer und Gesellschafter des Cloud ERP-Anbieters weclapp.

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